Samstag, 6. April 2013

Zerstörung aller Pläne? – Roger, Ma’am!

In der letzten Woche war es meiner unbedeutenden Meinung nach nur normal,  einige Spekulationen bezüglich unserer Reise anzustellen – Dinge, die man erledigen möchte, Orte, die man besuchen möchte, Wege, die man gehen möchte. Soweit zum unspektakulären, langweiligen Teil meines heutigen Eintrags, eine Woche vor Abreise nach Bray an der Ostküste Irlands.


Ihr denkt, ich werde euch jetzt davon erzählen? Nun, ich glaube, ich muss euch leider enttäuschen! Heute Morgen widerfuhr mir nämlich etwas schier Unglaubliches: Ich traf unsere Begleitprofessorin beim Einkaufen in der kleinen, provinziellen Spar-Filiale meiner näheren Umgebung. (Ja, ich war Samstagmorgens einkaufen – selten spießig, nicht wahr.!?) Soweit nichts Ungewöhnliches, jemand wie meine Wenigkeit trifft doch alle Tage mal einen Lehrer unserer Schule beim Einkaufen. Unter diesen Gegebenheiten widerfuhr mir allerdings doch etwas Seltsames: Sie schien sich mit mir unterhalten zu wollen!

Zuerst war ich in Gedanken darüber versunken, dass Lehrer wirklich ganz normale Menschen waren – sie schienen zu essen, zu schlafen, nach dem offensichtlichen Großeinkauf zu urteilen, auch eine Familie zu haben. Sonderbar. Aber dann dachte ich mir, dass auch die Familie Cullen aus Stephanie Meyers Twilight einen reichlich gefüllten Kühlschrank zu haben pflegte, trotz ihrer unermesslichen Kraft und Ausdauer Auto fuhr und den Eindruck einer normalen Familie vermittelte. Ich verwarf meine Überlegungen schnell wieder und beschloss, mich damit nicht weiter zu beschäftigen.

„Wie steht es denn um deine Pläne für unsere Reise, hm?“ – mit dieser eher steifen als saloppen Frage riss sie mich aus meinen Gedanken. Ich begann ihr ein wenig wirr über meine Pläne zu berichten, schien ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zu haben. Fasziniert und mit eifrigem Kopfnicken verfolgte sie den Bericht über meine Pläne, ein Fahrrad zu mieten, um mobil zu sein, als begeisterte Turnierreiterin eine nahe gelegene Pferdeshowveranstaltung zu besuchen, mein Lauftraining wieder aufzunehmen, tausende und abertausende Fotos zu machen und so ganz nebenbei eine ausgedehnte Shoppingtour zu unternehmen. Wie folgt machte sie mit einem zuckersüßen Lächeln all dies zunichte:

·        Die Fahrrad-Theorie: „Es herrscht doch Linksverkehr in Irland, das ist doch viiiiiel zu gefährlich, das lässt du ja schön bleiben, ok?“
·        Der Pferdeshowbesuch: „Für so etwas, meine Liebe, wirst du keine Zeit haben – wir sind doch von früh bis spät mit einer Guided Tour unterwegs! Freizeit gibt’s nicht!“
·        Das Lauftraining: „Das wirst du vor der Sprachschule machen müssen!“ (bedeutet ca. um halb 6 aufstehen, spätestens)
·        Die Shoppingtour: „Wir werden sicher bei einem Souvenirshop vorbeikommen!“

Zunehmend entgleisten mir die Gesichtszüge, dem Blick anderer Einkäufer nach zu urteilen. Nach der Vernichtung meiner Pläne, wünschte sie mir noch einen schönen Samstag und rollte mit dem Einkaufswagen davon. Ich fragte mich, was dieser Auftritt nun sollte, wie konnte sie mir nur so derartig meinen Samstag vermiesen? Sehr wohl fühle ich mich im Stande, wie jeder normale Mensch den Linksverkehr zu meistern, und sehr wohl würde ich mich garantiert nicht mit klischeehaften Touristensouvenirs begnügen! Gut, dass die Pferdeshow gestrichen ist, werde ich noch irgendwie wegstecken, aber wäre es nicht wesentlich realitätsnaher, das irische Reitervolk in seiner natürlichen Umgebung eines Pferdestalls zu beobachten, anstatt mit einer klischeehaften Guided Tour im sterilen Bus ein noch viel sterileres Urlaubserlebnis zu haben? Jene, die mich persönlich kennen, werden sich vorstellen können, dass es für jemanden wie mich, der permanent am Sprung ist, nervenzerfetzend sein kann, einer volle Woche nicht einen Hauch von Freiheit und vor allem das Leben wahrhaftig spüren zu können. (Langer Satz, sorry…^^) Nur zu gut, dass unsere werte Schulärztin bei der Voruntersuchung bei meiner ausgeglichen Seele einen leicht untertourigen Blutdruck festgestellt hat. Einzig und allein er wird es mir ermöglichen, mich darüber aufzuregen, ohne einen Herzinfarkt zu erleiden.

Ein entspannendes Wochenende euch allen – BM:Writing

2 Kommentare:

  1. Zu sehr wünsche ich zu wissen wer diese Lehrperson war- aber ist doch egal sind eh alle gleich spießig! Wunderbarer Eintrag. Love it!
    Ebenfalls schönes Wochenende noch!

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  2. Da muss ich als begeisterter Leser dieses Blogs aber mit aller gebotenen Vehemenz widersprechen: nicht alle Lehrer sind automatisch spießig! Bin selber einer und nicht spießig (zumindest nicht immer...)!

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