Ihr denkt, ich werde euch jetzt davon erzählen? Nun, ich
glaube, ich muss euch leider enttäuschen! Heute Morgen widerfuhr mir nämlich etwas
schier Unglaubliches: Ich traf unsere Begleitprofessorin beim Einkaufen in der
kleinen, provinziellen Spar-Filiale meiner näheren Umgebung. (Ja, ich war
Samstagmorgens einkaufen – selten spießig, nicht wahr.!?) Soweit nichts Ungewöhnliches,
jemand wie meine Wenigkeit trifft doch alle Tage mal einen Lehrer unserer
Schule beim Einkaufen. Unter diesen Gegebenheiten widerfuhr mir allerdings
doch etwas Seltsames: Sie schien sich mit mir unterhalten zu wollen!
Zuerst war ich in Gedanken darüber versunken, dass Lehrer
wirklich ganz normale Menschen waren – sie schienen zu essen, zu schlafen, nach
dem offensichtlichen Großeinkauf zu urteilen, auch eine Familie zu haben. Sonderbar.
Aber dann dachte ich mir, dass auch die Familie Cullen aus Stephanie Meyers
Twilight einen reichlich gefüllten Kühlschrank zu haben pflegte, trotz ihrer
unermesslichen Kraft und Ausdauer Auto fuhr und den Eindruck einer normalen
Familie vermittelte. Ich verwarf meine Überlegungen schnell wieder und beschloss,
mich damit nicht weiter zu beschäftigen.
„Wie steht es denn um deine Pläne für unsere Reise, hm?“ –
mit dieser eher steifen als saloppen Frage riss sie mich aus meinen Gedanken.
Ich begann ihr ein wenig wirr über meine Pläne zu berichten, schien ihre
ungeteilte Aufmerksamkeit zu haben. Fasziniert und mit eifrigem Kopfnicken
verfolgte sie den Bericht über meine Pläne, ein Fahrrad zu mieten, um mobil zu
sein, als begeisterte Turnierreiterin eine nahe gelegene
Pferdeshowveranstaltung zu besuchen, mein Lauftraining wieder aufzunehmen, tausende
und abertausende Fotos zu machen und so ganz nebenbei eine ausgedehnte
Shoppingtour zu unternehmen. Wie folgt machte sie mit einem zuckersüßen Lächeln
all dies zunichte:
·
Die Fahrrad-Theorie: „Es herrscht doch
Linksverkehr in Irland, das ist doch viiiiiel zu gefährlich, das lässt du ja
schön bleiben, ok?“
·
Der Pferdeshowbesuch: „Für so etwas, meine Liebe,
wirst du keine Zeit haben – wir sind doch von früh bis spät mit einer Guided
Tour unterwegs! Freizeit gibt’s nicht!“
·
Das Lauftraining: „Das wirst du vor der
Sprachschule machen müssen!“ (bedeutet ca. um halb 6 aufstehen, spätestens)
·
Die Shoppingtour: „Wir werden sicher bei einem
Souvenirshop vorbeikommen!“
Zunehmend entgleisten mir die Gesichtszüge, dem Blick
anderer Einkäufer nach zu urteilen. Nach der Vernichtung meiner Pläne, wünschte
sie mir noch einen schönen Samstag und rollte mit dem Einkaufswagen davon. Ich
fragte mich, was dieser Auftritt nun sollte, wie konnte sie mir nur so derartig
meinen Samstag vermiesen? Sehr wohl fühle ich mich im Stande, wie jeder normale
Mensch den Linksverkehr zu meistern, und sehr wohl würde ich mich garantiert
nicht mit klischeehaften Touristensouvenirs begnügen! Gut, dass die Pferdeshow
gestrichen ist, werde ich noch irgendwie wegstecken, aber wäre es nicht
wesentlich realitätsnaher, das irische Reitervolk in seiner natürlichen
Umgebung eines Pferdestalls zu beobachten, anstatt mit einer klischeehaften
Guided Tour im sterilen Bus ein noch viel sterileres Urlaubserlebnis zu haben? Jene,
die mich persönlich kennen, werden sich vorstellen können, dass es für jemanden
wie mich, der permanent am Sprung ist, nervenzerfetzend sein kann, einer volle
Woche nicht einen Hauch von Freiheit und vor allem das Leben wahrhaftig spüren
zu können. (Langer Satz, sorry…^^) Nur zu gut, dass unsere werte Schulärztin
bei der Voruntersuchung bei meiner ausgeglichen Seele einen leicht untertourigen
Blutdruck festgestellt hat. Einzig und allein er wird es mir ermöglichen, mich
darüber aufzuregen, ohne einen Herzinfarkt zu erleiden.
Ein entspannendes Wochenende euch allen – BM:Writing
Zu sehr wünsche ich zu wissen wer diese Lehrperson war- aber ist doch egal sind eh alle gleich spießig! Wunderbarer Eintrag. Love it!
AntwortenLöschenEbenfalls schönes Wochenende noch!
Da muss ich als begeisterter Leser dieses Blogs aber mit aller gebotenen Vehemenz widersprechen: nicht alle Lehrer sind automatisch spießig! Bin selber einer und nicht spießig (zumindest nicht immer...)!
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